Mini-Bandsäge

Die Mini-Bandsäge (Record Power BS250) ist die jüngste Errungenschaft in meiner kleinen Hobbywerkstatt. Ein Leichtgewicht von 30 kg, das sich nach getaner Arbeit problemlos beiseitestellen lässt, bedingt natürlich Kompromisse in der Steifigkeit und der Funktionalität. Kann man damit leben?

Foto: Mini-Bandsäge
Mini-Bandsäge Record Power BS250 (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Generell lässt die Maschine wenige Wünsche offen. In sich selbst ist der kleine Maschinentisch hinreichend steif. Allerdings sorgt die doch recht dünn ausgelegte Neigungsverstellung für eine gewisse Nachgiebigkeit. Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich eine starre Ankopplung an den Unterkasten bevorzugt. Ich kann mir aber gut vorstellen, daß diese Verstellbarkeit für andere ein wichtiger Punkt ist. Und auch wenn die Neigungsverstellung nicht das Gelbe vom Ei ist: Der Maschinentisch ist kein Vergleich zu der dunkelroten Konkurrenz aus dem Baumarkt mit dem orangen Eichhörnchen.

Auch sonst macht die Maschine einen guten Eindruck: Alle Kanten und Ecken sind gut abgerundet. Die Bandführung läßt einen präzisen (und vor allem leisen) Bandlauf leicht einstellen. Ohnehin wird die Maschine schon mit korrekt eingestelltem, gut laufendem Band geliefert.

Anleitung

Die deutsche Anleitung ist von 2013, die englische immerhin von 2014. Beiden ist gemein, dass sie nicht mehr den aktuellen Stand der Maschine widerspiegeln, da in der Zwischenzeit die Bandführung verändert wurde. Die neue Bandführung ist allerdings intuitiv einstellbar, so dass das kein wirklicher Makel ist.

Anschläge

Foto:Anschläge
Um den Parallelanschlag (links) parallel einzustellen, sollte immer ein Anschlagwinkel bereitliegen. Der Winkelanschlag (rechts) ist aus Kunststoff und nicht Inbegriff der Genauigkeit. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Der mitgelieferte Parallelanschlag wird vorn und hinten am Tisch geklemmt. Ist er erst einmal richtig eingestellt, macht er einen ausreichend steifen Eindruck. Allerdings ist es fast unmöglich, ihn ohne Hilfsmittel wirklich parallel einzustellen, da die Anlagefläche an der Vorderseite deutlich zu kurz ist. Hier sollte grundsätzlich immer ein Anschlagwinkel griffbereit sein.

Der Winkelanschlag ist dagegen perfekt dafür geeignet, den positiven Gesamteindruck dieser Maschine deutlich zu beeinträchtigen: Es ist weder gut einstellbar, deutlich zu kurz und aus relativ nachgiebigem Kunststoff gefertigt.

Aber: Die Führung des Winkelanschlags im Tisch ist einwandfrei. Mit meinem Meßzeug sind keine nennenswerten Abweichungen im Winkel zur Vorderkante, in der Geradheit und der Nutbreite messbar. Damit wird ein starrer Winkelanschlag das erste anzufertigende Hilfsmittel sein.

Absaugung

Foto: Absaugadapter
Absaugadapter für Staubsauger (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Der Durchmesser des Absaugstutzens passt weder zu einem normalen Werkstattsauger, noch zu einem Absaugschlauch, wie er bei Handwerkzeug üblich ist. Der beiliegende Absaugadapter dient dazu, eine Werkstattabsaugung an den Unterkasten anzuschließen. Für einen normalen Staubsauger ist der Durchmesser eindeutig zu groß. Ein passenderer Ersatz ist allerdings schnell hergestellt.

Der Lärm durch den Staubsauger ist allerdings meistens störendender als die wenigen umherfliegenden Späne.

Obere Bandführung (1)

Foto: Befestigung obere Bandführung (vorher)
Befestigung der oberen Bandführung (vorher): Der Vierkant der Schlossschraube hat das Profil verformt, die Gegenseite eingekerbt und verringert den Verstellbereich. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Zu den wenigen Elementen, die konstruktiv etwas unglücklich gelöst sind, zählt die Befestigung der oberen Bandführung: Eine Schlossschraube dient als (vermutlich billigerer) Ersatz für einen Nutenstein. Dadurch wird nicht nur das Gegenstück eingekerbt, sondern durch den herausragenden Vierkant fehlen auch ca. 2 mm des Verstellbereichs, was allerdings nur bei sehr schmalen Sägebändern stört.

Foto: Befestigung obere Bandführung (nachher)
Befestigung der oberen Bandführung (nachher): Passender Nutenstein und begradigte Anlagefläche (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Der passende Nutenstein ist allerdings schnell hergestellt und die Beschädigung der Anlagefläche, die die Schlossschraube hinterlassen hat, ist mit der Feile schnell begradigt. So lässt sich auch der komplette Verstellbereich nutzen.

Die Höhenverstellung der oberen Bandführung erfolgt über eine Zahnstange. Ohne Klemmung wackelt sie natürlich wie ein Lämmerschwanz nach links und rechts. Aber auch während sie nach links und rechts wackelt (z.B. beim Verstellen), ist die Führung nach vorn und hinten hinreichend steif, dass das Band nicht abspringt und auch nirgends schleift. Die Klemmschraube ist gut bedienbar. Es besteht auch keine Berührgefahr mit dem Band. Damit ist die Bandführung auch bei (nach-)laufendem Band problemlos höhenverstellbar. Mehr erwarte ich in dieser Preisklasse nicht.

À propos Nachlaufen: Das dauert bei der kleinen Maschine bei einem schmalen und dünnen Band durchaus eine halbe Minute. Das werte ich mal dahingehend positiv, daß die dünnen Umlenkrollen wohl gut gelagert und ausgewuchtet sind.

Obere Bandführung (2)

Foto: Bewegliches Kunststoffteil
Bewegliches Kunststoff-Teil (schwarz): Welchem Zweck soll es dienen? (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Der Arm der oberen Bandführung enthält ein Kunststoff-Teil, das in der Anleitung nicht erwähnt wird. Von mir wurde es für eine Markierung der niedrigsten Durchlasshöhe gehalten.

Vom deutschen Importeur (Danke für die schnelle Beantwortung meiner Anfrage!) wurde ich allerdings eines Besseren belehrt: Das bewegliche Teil ist einfach ein Verschluss, der dafür sorgt, daß ein gerissenes Sägeband nicht aus dem oberen Kasten herausschießen kann.

Untere Bandführung

Foto: Untere Bandführung
Die Abdeckung verhindert, dass die untere Bandführung bei montiertem Tisch eingestellt werden kann. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Auch über den Zweck der Kunststoff-Abdeckung der unteren Bandführung musste mich erst der Importeur aufklären, da sie nicht in der Anleitung erklärt wird: Sie verhindert, daß der Bediener unter dem Tisch in das Sägeband greifen kann und ist damit sicherheitsrelevant.

Leider verhindert sie auch die Einstellung der unteren Bandführung und muß deswegen bei jedem Sägebandwechsel demontiert werden. Die linke Abdeckung läßt sich zudem nur mit einem extrem kurzen Werkzeug (Bitratsche) und sehr umständlich de- und montieren, solange der Tisch montiert ist.

Leider ist die Abdeckung auch sehr empfindlich gegenüber rotierendem Werkzeug, was insbesondere deshalb ärgerlich ist, weil die Bandsäge mit einer beschädigten Sicherheitsabdeckung nicht mehr betrieben werden darf.

Fazit

Insgesamt ist diese Mini-Bandsäge ein wunderbares Spielzeug für den kleinen Hobbykeller. Natürlich müssen aufgrund der geringen Steifigkeit und der kleinen Durchlassbreite Abstriche gemacht werden. Ein gerader Schnitt ohne Verlauf erfordert ein wirklich scharfes Sägeband. Durch den kleinen Auflagetisch sind der Werkstückgröße enge Grenzen gesetzt. In diesen engen Grenzen sind aber sowohl die Genauigkeit als auch die Lärmentwicklung eine Wohltat gegenüber der Arbeit mit der Stichsäge.


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