Computermäuse und andere Zeigegeräte — Teil 3: Übersicht über Aktionen und Software

Drag & drop“ ist die bekannteste Mausaktion. Zieht man alle anderen —in realer Software beobachteten— Aktionen zusammen, ergibt sich eine erstaunlich kompakte Übersicht. Damit wird Teil 3 etwas tabellenlastig und füllt das Theoriegebäude aus dem vorherigen Teil mit Leben.

Im vorherigen Teil wurde das Konzept „atomaren Aktionen“ und ihre Darstellung in Form von Aktionsdiagrammen am Beispiel der klassischen Aktion „drag & drop“ eingeführt. Drag & drop ist sicherlich die bekannteste Mausaktion. Insgesamt wurden ca. dreißig unterschiedliche Anwendungsprogramme mit Mausbedienung untersucht und dabei rund zehn unterschiedliche typische Mausaktionen identifiziert, von denen je nach Zählweise ca. 8 Stück atomar sind. In den Fällen, in denen kein geeigneter Name bekannt war, wurde einer erfunden.

Die Aktionen

Tabelle 1 enthält einige charakteristische atomare Aktionen als Aktionsdiagramme und Beschreibung. Auch einige nicht-atomare Aktionen verdienen einen Platz in dieser Tabelle, wenn sie ähnlich häufig und charakteristisch sind.

Tabelle 1:Kleinansicht
Tabelle 1: Aktionen und Aktionsdiagramme (Für die Tabellenansicht auf das Bild klicken)

Der Inhalt dieser Tabelle verdient durchaus eine genauere Betrachtung. Liest man diesen Artikel am PC, lassen sich alle Aktionen unmittelbar nachvollziehen und -probieren. Für das Verständnis aller folgenden Teile ist das auch keine verschwendete Zeit.


Mithilfe der Aktionsdiagramme lässt sich die erwartete Anstrengung bei unterschiedlichen Aktionen mit der Maus übersichtlich darstellen. Durch die Breite des einzuhaltenden Bereiches wird die erforderliche Positioniergenauigkeit, durch die Länge des Pfades und die Anzahl der Elemente im Pfad der Klickaufwand intuitiv deutlich.

Der nächste logische Schritt besteht, darin, die Anwendungssoftware zu katalogisieren

Anwendungssoftware

Dem ganzen Zoo aus atomaren und nicht-atomaren Operationen aus dem Tabelle 1 lässt sich die verwendete Software gegenüberstellen. Unpraktischerweise kann diese Gegenüberstellung nicht allgemein, sondern muss individuell erfolgen, da die Häufigkeit der verwendeten Aktionen sehr stark vom Anwender abhängt.

Beispiel: Drei Nutzer der Grafiksoftware „GIMP“ wollen ein Bild pixelgenau beschneiden.

Diesen wechselweisen Tausch von erforderlicher Positioniergenauigkeit oder häufigem Vergrößern oder Verkleinern der Ansicht erlauben viele Softwareprodukte.

Tabelle 2 zeigt meine persönliche Verwendung von einigen Softwareprodukten, mit denen ich regelmäßig etliche Stunden am Stück arbeite oder arbeitete. Bei der „Software ‚X‘“ handelt es sich übrigens um die zu testende Software aus Teil 1 dieser Reihe.

Tabelle 2:Kleinansicht
Tabelle 2: Aktionen häufig oder lange verwendeter Software (Für die Tabellenansicht auf das Bild klicken)

Diese Tabelle für die persönlichen Softwareanwendungen aufzustellen, kann ein paar Tage dauern. Da es sich jedoch in den üblichen Arbeitsalltag integrieren lässt, hält sich der Aufwand in Grenzen. Zudem gibt es Gruppen von sehr ähnlichen Bedienungen. So sind beispielsweise alle Text-Editoren und damit alle Entwicklungsumgebungen einander ähnlich, und nur die wenigen Ausreißer brauchen notiert zu werden.

Dagegen kann ein und dieselbe Software in unterschiedlichen Verwendungen zwei völlig verschiedene Gesichter zeigen. So hat das Bildverwaltungs-Modul der Anwendungssoftware Lightroom völlig anderes Verhalten als das Bildbearbeitungs-Modul. Das ist bei „Profi-Software“ keine Seltenheit.

Theoretisch könnte man dieses Wissen nutzen, um die Anwendungssoftware besser bedienbar zu machen. Praktisch wird es aber daraus hinauslaufen, das Eingabegerät an die verwendete Software anzupassen.

Der Nutzen dieser Aufstellung besteht darin:

  1. dass sich für den Anwendungsfall ungeeignete Zeigeräte schnell ausschließen lassen. Damit kann man bei begrenzter Testzeit sein Augenmerk auf die mehr versprechenden Kandidaten beschränken.
  2. dass trotzdem sichergestellt ist, dass kein wichtiger Anwendungsfall übersehen wurde und
  3. dass sich Arbeitsplätze schon im Vornhinein besser planen lassen. Für einen Arbeitsplatz, der typische Rechtsklick-Software beherbergt, braucht man keinen Touchscreen anzuschaffen, für Anwendungen, die zwei sehr unterschiedliche Profile benötigen, sind vielleicht sogar zwei unterschiedliche Zeigegeräte sinnvoll.

Und manchmal besteht der Nutzen einer solchen Aufstellung auch einfach darin, wenn auch keinen objektiven Beleg, so doch einen deutlichen Hinweis dafür zu haben, dass auch das grafische Frontend einer bestimmten Software großer Mist ist.

Im nächsten Teil dieser Reihe verlassen wir Diagramme und Theorie und widmen uns konkreten Zeigegeräten.

Weiter zu Teil 4: Die Standardmaus


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