Teleneiger — Teil 2: Der Teleneiger fürs Leben

Ein nicht allzu kleines Teleobjektiv läßt sich mit einem Kugelkopf auf dem Stativ nicht besonders bequem ausrichten. Ein schnelles Zielen kann man komplett vergessen. Ein Teleneiger (auch „Affenschaukel“, „kardanische Aufhängung“ oder „gimbal head“ genannt) verspricht hier Abhilfe. Im ersten Teil wird ein improvisierter, extrem billiger Teleneiger beschrieben, der sich schnell nachbauen läßt und insbesondere dazu eignet, diese Art von Stativkopf praktisch auszuprobieren. Im zweiten Teil wird eine Variante gezeigt, die weniger nach Bastellösung aussieht.

Foto: Teleneiger
Teleneiger heavy metal: sieht so aus, als gehöre das so. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Nachdem mit dem quick & dirty-Teleneiger die Frage nach dem Nutzen geklärt wurde, geht es jetzt darum, verbleibende Schwächen der Einfach-Konstruktion auszumerzen. Die verbesserte Konstruktion aus Aluminium und Messing erfordert allerdings eine vernünftig ausgestattete Metallwerkstatt — ein Umstand, der vermutlich den Kreis der Nachbauwilligen deutlich einschränken dürfte. Skizzen zum Aufbau finden sich im Downloadbereich am Artikelende. Auf genaue Fertigungszeichnungen wird an dieser Stelle verzichtet, da die Maße ohnehin an das verwendete Teleobjektiv und das Wechselplattensystem angepaßt werden müssen (und weil ein Leser, der über die Entsprechenden Möglichkeiten der Metallbearbeitung verfügt, ohnehin dies problemlos selbst nachvollziehen kann).

Skizze: Prinzip Teleneiger
Prinzip des Teleneigers: Die Mittelachse des Objektivs befindet sich auf oder unter der Drehachse. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Der prinzipielle Aufbau ist mit dem quick & dirty-Teleneiger identisch: Auch hier wird die Stativschelle horizontal eingesetzt, so daß auf eine Wippe für die Stativbefestigung verzichtet werden kann. Da ohnehin einige Drehteile angefertigt werden müssen, kann die Konstruktion direkt so gestaltet werden, daß sich die Drehachse für die Elevation fünf Millimeter oberhalb der Objektivachse befindet (siehe Skizze). Damit ist ein Umschlagen selbst bei geringster Reibungseinstellung der Elevationsachse ausgeschlossen.

Skizze: Elevationsachse
Elevationsachse: Beide Hälften des Bolzens sind drehstarr verbunden. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Die Elevationsachse ist als Gleitlager (Reibpaarung: Aluminium gegen Messing) ausgeführt. Als Schmiermittel kommt normale Vaseline zum Einsatz. Die Lochlaibung ist aufgerieben und bietet eine genaue Führung.

Die Reibflächen befinden sich an den beiden Oberflächen des Bügels. Damit sich die Reibeinstellung nicht beim Bewegen verstellen kann, ist es notwendig, daß die beiden Hälften drehstarr miteinander gekoppelt sind. Hier wird dies mithilfe eines Mitnehmers in der Form eines Sechskants gelöst. Stifte wären auch denkbar.

Es ergibt sich ein präzises Gelenk mit einstellbarer Reibung und geringem Losbrechmoment.

Skizze: Elevationsachse
Schwenkachse: Einfache Gleitlagerung mit Klemmung. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Für die Schwenkachse kann der Aufwand weitaus geringer ausfallen. Ein geringes Axialspiel ist hier keine Forderung, lediglich eine gut feststellbare Drehbewegung ist gefordert. Deswegen reicht hier eine Senkkopfschraube als Gegenlager aus. Mit flüssiger Schraubensicherung wird verhindert, daß sich das Lagerspiel verstellt. Geklemmt wird einfach über eine Klemmschraube mit einem Druckstück.

Der Bügel wird aus einem Stück Flachstahl gebogen oder aus einem Stück Aluminium gefräst oder ausgeschnitten. Geeignet ist hier alles, was ausreichend steif ist.

Fazit

Wenn die entsprechenden Möglichkeiten der Metallbearbeitung zur Verfügung stehen, ist bei recht geringem Bastelaufwand ein geschmeidig und präzise beweglicher Teleneiger möglich, der alle Wünsche erfüllt. Andernfalls bietet der quick & dirty-Teleneiger etwas geringeren Komfort bei deutlich geringerem Aufwand.

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